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"Extinctia" - das neue Buch (Bild: Michael Kolb)

“Extinc­tia” — das neue Buch

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Wenn der Lock­down die Fan­ta­sie beflügelt

Das neue Buch von Ve­re­na Kolb ent­stand zum größ­ten Teil wäh­rend der Co­ro­na-Pan­de­mie. Wie ein ver­geb­li­cher Ein­kauf von Toi­let­ten­pa­pier ei­ne Dys­to­pie befeuerte.

„Extinc­tia“, so heißt das neu­es­te Werk der ober­frän­ki­schen Au­torin Ve­re­na Kolb, die sich mit „Ge­fan­gen im Netz der Spin­ne“ be­reits ei­nen Na­men ge­macht hat. Wor­um geht es in dem neu­en Ro­man und wie ist er ent­stan­den? Und was hat Ve­re­na in Zu­kunft vor?

Ent­spannt sitzt die 22-jäh­ri­ge Psy­cho­lo­gie­stu­den­tin da, lä­chelt. Selbst­be­wusst, doch oh­ne Über­trei­bun­gen be­ginnt sie, zu er­zäh­len. „Ei­gent­lich hat­te ich et­was ganz an­de­res im Kopf, als ich mit der Ar­beit be­gann.“ Und sie be­schreibt, wie sie zu der Idee ge­kom­men ist.

„Extinctia“, das neueste Werk von Verena Kolb (Bild: Michael Kolb)
„Extinc­tia“, das neu­es­te Werk von Ve­re­na Kolb (Bild: Mi­cha­el Kolb)

„Es war im Lock­down, ich brauch­te Toi­let­ten­pa­pier“, lacht sie. „Doch es war kei­nes zu be­kom­men. Al­so bin ich heim und woll­te ei­ne Sa­ti­re schrei­ben. Über Co­ro­na und feh­len­des Klo­pa­pier.“ Sie war ge­nervt, gibt sie zu. Von Co­ro­na, vom Lock­down, von den Hams­ter­käu­fern. Doch wäh­rend der Ar­beit er­kann­te sie, dass Sa­ti­re nicht ihr Gen­re ist. Al­so än­der­te sie kur­zer­hand den Plan und schrieb ei­ne neue Dys­to­pie. „Aber das mit dem Klo­pa­pier, das hab ich über­nom­men.“ In­ner­halb von vier Mo­na­ten war das Werk in der Grund­fas­sung fer­tig. Ve­re­na ge­hört zu den Schnellschreibern.

„Extinc­tia“, ein Buch, das in wei­ten Stre­cken durch­aus mit der Co­ro­na-Pan­de­mie zu ver­glei­chen ist. Der Ti­tel ist gleich­zei­tig der Na­me ei­ner Pan­de­mie, wel­che die Zi­vi­li­sa­ti­on, wie wir sie ken­nen, auf den Kopf stellt. Das muss ei­ne jun­ge Frau schmerz­lich er­fah­ren, die oh­ne Er­in­ne­rung in den Rui­nen ei­nes Hoch­hau­ses auf­wacht. Sie weiß we­der, wer sie ist, noch was die tä­to­wier­te Zahl auf ih­rer Stirn be­deu­tet. Was folgt, ist ein Kampf ums Überleben.

„Es gibt zwar ei­ni­ge Be­zü­ge zu mei­nem ers­ten Buch, ist aber völ­lig un­ab­hän­gig“, er­klärt die Au­torin. „Es ist kei­ne Buch­rei­he, son­dern es sind ein­zeln zu le­sen­de Bü­cher.“ Auf die Fra­ge, wie sie das Buch mit drei Wor­ten be­schrei­ben wür­de, kommt so­fort die Ant­wort: „Span­nend. Ac­tion­reich. Unvorhersehbar.“

Ein strahlendes Lächeln, auch wenn die Welt untergeht … zumindest in ihren Büchern (Bild: Nadin Merten)
Ein strah­len­des Lä­cheln, auch wenn die Welt un­ter­geht … zu­min­dest in ih­ren Bü­chern (Bild: Na­din Merten)

Wo­her nimmt Ve­re­na die Ideen? Das ist, so gibt sie zu, teil­wei­se auch dem Stu­di­um ge­schul­det. „Da ich mich, be­dingt durch das Stu­di­um, recht gut in Hirn­ana­to­mie aus­ken­ne, liegt es na­he, dass ich das auch für mei­ne Bü­cher nut­ze.“ Mehr noch, sie kann ih­ren Prot­ago­nis­ten in An­leh­nung an ech­te Fäl­le Stö­run­gen, die so oder so ähn­lich dia­gnos­ti­ziert wur­den, auf den Leib schrei­ben. „Das macht es rich­tig span­nend“, lä­chelt sie.

Doch wie geht es wei­ter? Zur­zeit macht Ve­re­na Kolb ih­ren Mas­ter, aber schrei­ben will sie den­noch wei­ter. „Schrei­ben be­deu­tet für mich Krea­ti­vi­tät“, er­läu­tert sie. „Und auch Netz­wer­ken. Ich ler­ne so Men­schen ken­nen, die ich an­sons­ten nie ge­trof­fen hät­te.“ Und dann kommt ei­ne Art Selbst­dia­gno­se. „Ich bin der Schrei­be­rei ver­fal­len“, gibt sie zu. Doch ei­ne Än­de­rung gibt es bei ih­rem neu­en Buch. Hat sie ih­ren Erst­ling noch in ei­nem Ver­lag ver­öf­fent­licht, so geht sie jetzt ei­nen an­de­ren Weg. Self­pu­bli­shing heißt ih­re De­vi­se. „Ich mag es, wenn ich al­les un­ter Kon­trol­le ha­be. Wenn ich mein Mar­ke­ting selbst steu­ern kann, mein Co­ver so ist, wie ich es möch­te und ich nicht um Rech­te feil­schen muss.“

Dass es mehr Ar­beit be­deu­tet, ist ihr klar ge­wor­den. „Das, was vor­her der Ver­lag für mich er­le­digt hat, dar­um muss ich mich jetzt selbst küm­mern. Sprich Lek­to­rat, Kor­rek­to­rat, Buch­satz, Co­ver, Mar­ke­ting und vor al­lem die Aus­wahl der Dru­cke­rei und die Preis­kal­ku­la­ti­on. „Es ist wirk­lich ir­re viel Ar­beit, aber es macht auch Spaß.“ Ein wei­te­rer Vor­teil ist da­bei auch, dass sie ihr ei­ge­nes Bran­ding, al­so ih­ren Wie­der­erken­nungs­wert, stei­gern kann. Das be­ginnt na­tür­lich auch beim Co­ver, das sich an ihr Erst­lings­werk an­lehnt. „Der Le­ser oder die Le­se­rin soll so­fort er­ken­nen, dass es mein Buch ist“, lau­tet ihr Kommentar.

Ob das nächs­te Buch, das be­reits in Ar­beit ist, auch wie­der im Selbst­ver­lag er­scheint, macht Ve­re­na da­von ab­hän­gig, wie „Extinc­tia“ an­kommt. Wo­von das neue Werk han­delt, das will sie nicht ver­ra­ten. „Aber es wird wie­der span­nend“, lä­chelt sie. „Es ist al­ler­dings noch ein wei­ter Weg bis da­hin, zu­erst muss ich da­für sor­gen, dass „Extinc­tia“ auf den Markt kommt.“

Wann das ist, das steht fest. Ab dem 27. Au­gust ist es er­hält­lich, so­wohl als E‑Book und auch als Print, ei­ne Hard­co­ver-Ver­si­on wird es eben­falls ge­ben. Es sind auch di­ver­se Le­sun­gen ge­plant, aber noch hat sie Ter­mi­ne frei. „Ich wür­de ger­ne auch in Lich­ten­fels, Bad Staf­fel­stein und Um­ge­bung Le­sun­gen ver­an­stal­ten. Hei­mat­ver­bun­den­heit eben. Im Mo­ment klap­pe­re ich auch al­le Buch­händ­ler ab, um dort mein Buch zu prä­sen­tie­ren und viel­leicht auch ei­ne Le­sung hal­ten zu können.“

Ve­re­na Kolb ge­hört de­fi­ni­tiv zu den kom­men­den Au­torin­nen. Mit dem zwei­ten Buch fes­tigt sie ih­ren Ruf, ei­ne Meis­te­rin im Schrei­ben von Dys­to­pien zu sein. Und man darf auf wei­te­re Wer­ke ge­spannt sein. Doch was ist mit dem Klo­pa­pier? Wel­che Rol­le spielt es in dem Ro­man? „Das“, lacht sie, „ver­ra­te ich nicht.“ Al­so bleibt nur, selbst le­sen und das Rät­sel lösen.

Text: Wer­ner Dief­en­thal
Bil­der: Mi­cha­el Kolb und Na­din Merten