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Thüringen Ausstellung 2023 - Teil 1

Thü­rin­gen Aus­stel­lung Teil 1: Von Zeit­druck, Ver­fol­gungs­jagd und in­ter­es­san­ten Gesprächen

  • Beitrags-Kategorie:Allgemein

Die Thü­rin­gen Aus­stel­lung ist die größ­te Mes­se Thü­rin­gens. Je­des Jahr kom­men rund 70.000 Be­su­cher, um mit Un­ter­neh­mern ver­schie­dens­ter Bran­chen ins Ge­spräch zu kom­men. So wa­ren bei­spiels­wei­se der Bun­des­tag, Par­tei­en, lo­ka­le Gas­tro­no­mien, Fit­ness­stu­di­os, Po­li­zei und ich als Au­torin vertreten.

Mei­ne Er­fah­run­gen als Aus­stel­le­rin möch­te ich in die­sem Blog­bei­trag mit euch tei­len. Al­le Er­leb­nis­se und Ge­sprä­che be­ru­hen auf wah­ren Be­ge­ben­hei­ten und ich be­mü­he mich, die­se so gut wie mög­lich zu re­pro­du­zie­ren. Na­men von Per­so­nen wer­den aus Da­ten­schutz­grün­den nicht ge­nannt. Viel Spaß beim Lesen!

Die Spinne Ferdinand bewacht die noch nicht ausgepackten Bücher
Die Spin­ne Fer­di­nand be­wacht die noch nicht aus­ge­pack­ten Bücher

Mei­ne Auf­re­gung stei­gert sich ins Un­er­mess­li­che. Um 9 Uhr soll der Auf­bau für mei­nen ers­ten Mes­se­tag be­gin­nen, al­ler­dings zeigt das Na­vi­ga­ti­ons­ge­rät als An­kunfts­zeit 9:20 an. Ner­vös trom­me­le ich mit den Fin­gern ge­gen die Au­to­tür. Nach­dem ei­ni­ge Stra­ßen ge­sperrt wor­den wa­ren, muss­te ich ei­nen Um­weg neh­men und da­durch ging wert­vol­le Zeit ver­lo­ren. Zeit, die ich ei­gent­lich für den Auf­bau ge­braucht hät­te. Ja, hät­te. In Ge­dan­ken hän­ge ich an den Ge­gen­stän­den, die ich im Kof­fer­raum de­po­niert ha­be: Roll-Up, Le­se­zei­chen, Bü­cher, Snacks … Wie lan­ge ich wohl für den Auf­bau brau­che? Wer­de ich es bis 10 Uhr schaf­fen? Ich hof­fe es … hof­fe … hof­fe … und ver­lie­re prompt ei­nen Teil die­ser Hoff­nung, als wei­te­re Mi­nu­ten durch die Park­platz­su­che ver­lo­ren gehen.

Hek­tisch sprin­ge ich schließ­lich aus dem Au­to, brau­che ei­nen Mo­ment, um mich zu ori­en­tie­ren, su­che den Bol­ler­wa­gen, der für mich be­reit­ste­hen soll, fin­de ihn nicht, te­le­fo­nie­re mit dem Lei­ter mei­nes Stan­des, fin­de den Bol­ler­wa­gen mit­samt Lei­ter, la­de schnell al­les aus dem Kof­fer­raum aus – 9:30 –, ei­le zum Stand, Auf­bau – 9:40 – wei­te­re Hek­tik, Ti­sche, die ver­rutscht wer­den – 9:50 – ein Sprint zur Mes­se­infor­ma­ti­on, um Or­ga­ni­sa­to­ri­sches zu klä­ren – 9:55 – ei­ni­ge letz­te Op­ti­mie­run­gen am Stand – 10 Uhr. Fer­tig. Der Stand ist fer­tig. Ge­nau­so wie ich. Der Mes­se­tag hat noch nicht be­gon­nen und ich ste­he schwer at­mend und er­schöpft ne­ben mei­nen Bücherregalen.

Ich bin kaum zur Ru­he ge­kom­men, als auch schon die ers­ten Be­su­cher an mir vor­bei­schlen­dern. Ich stel­le mich ne­ben mein Roll-Up, läch­le, wün­sche ei­nen gu­ten Mor­gen, die Be­su­cher kom­men in­ter­es­siert nä­her – ei­ne Thril­ler­au­torin ist ein sel­te­ner An­blick auf der Thü­rin­gen Aus­stel­lung. „Sie schrei­ben Bü­cher?“, fragt ei­ner der Be­su­cher. Mit die­ser Fra­ge be­ginnt ein Mes­se­tag, der an aben­teu­er­li­chen Be­geg­nun­gen nicht zu über­tref­fen ist.

Be­su­cher kom­men und ge­hen, ein end­lo­ser Strom, der sich durch die Gän­ge schiebt. „Ich ken­ne Sie!“, ruft ein äl­te­rer Herr plötz­lich und deu­tet auf mich. „Ja, Sie … hm … Sie wa­ren im Fern­se­hen!“ Im Fern­se­hen? Ich la­che. „Schön wärs …“ „Hm, nein doch nicht … viel­leicht … Zei­tung! Ge­nau, die Zei­tung wars!“ Zei­tung? Schon wahr­schein­li­cher. „Ja, das kann sein“, ant­wor­te ich. Der Mann ist sicht­lich be­geis­tert, stellt sich ne­ben mich. Ein Han­dy wird ge­zückt. Ein Fo­to wird ge­macht. „Dan­ke, schö­nen Tag noch!“

Ei­ne äl­te­re, un­schein­ba­re Frau nä­hert sich, deu­tet auf mein Buch. „Wie vie­le Lei­chen?“ „Ich hab auf­ge­hört mit­zu­zäh­len“, ant­wor­te ich wahr­heits­ge­mäß. Sie lacht, ruft be­geis­tert: „So solls sein!“ und be­schließt, mal nach­zu­zäh­len. Mit mei­nem Buch in der Hand geht sie glück­lich ih­res Weges.

„Sind Sie ein mu­ti­ger Le­ser und ha­ben Lust auf ei­nen bru­ta­len Thril­ler?“, spre­che ich ei­nen männ­li­chen Be­su­cher an, da er aus­sieht, als sei er ein mu­ti­ger Le­ser, der Lust auf bru­ta­le Thril­ler hat. Er nickt, be­stä­tigt mei­ne Ein­schät­zung. „Ja schon.“ Mus­tert mich von oben bis un­ten. „Es ist nur … Sie sind ei­ne Frau. Frau­en kön­nen nicht bru­tal schrei­ben.“ „Las­sen Sie sich ei­nes bes­se­ren be­leh­ren“, er­wi­de­re ich freund­lich. „Ne, ne, Frau­en kön­nen das ein­fach nicht.“ Er geht weiter.

„Wor­um geht’s denn da?“, fragt ei­ne Frau, nimmt mein Buch und liest den Klap­pen­text. „Oh, das klingt ja düs­ter!“ „Das klingt nicht nur düs­ter, das ist düs­ter“, sa­ge ich. Sie mus­tert mich mit kri­ti­schem Blick. „Hat­ten Sie et­wa ei­ne schlech­te Kind­heit?“ Ich schmun­ze­le. „Nein, ganz im Ge­gen­teil.“ „Aber ir­gend­wo­her muss das doch kom­men …“ „Ich bin Psy­cho­lo­gin.“ „Ach­so.“ Wir la­chen. Sie kauft ein Buch.

„Und das ist Ih­re Vi­si­ten­kar­te?“ Ein jun­ger Mann dreht mei­ne Vi­si­ten­kar­te her­um. Ich ni­cke. Er kuckt kri­tisch, liest den Text dar­auf. „Oh“, sagt er – sicht­lich ent­täuscht. „Da steht ja gar nicht ih­re Num­mer drauf.“ Ich läch­le ihn freund­lich an. „Nein.“ „Scha­de. Ha­ben Sie denn ei­gent­lich ei­nen Freund?“

„Das ist ja span­nend, hier ei­ne Au­torin zu tref­fen!“, ruft ein äl­te­rer Mann. Ich ni­cke, freue mich dar­über, dass er sich freut. Wir kom­men ins Ge­spräch. Aus den Au­gen­win­keln se­he ich ei­ne Frau auf mei­nen Stand zu­ge­hen. Sie nimmt ein Buch.

Ein Kaffee zwischen Lesezeichen und Visitenkarten
Ein Kaf­fee zwi­schen Le­se­zei­chen und Visitenkarten

„Wann ha­ben Sie denn an­ge­fan­gen zu schrei­ben?“, fragt mich der äl­te­re Mann. „Mit acht Jah­ren.“ Die Frau kuckt sich den Klap­pen­text an. „Da hab ich ei­ne Ge­schich­te über Di­nos ge­schrie­ben.“ Mein Ge­sprächs­part­ner ist sicht­lich be­ein­druckt. „Da ha­ben Sie aber früh an­ge­fan­gen! Und sa­gen Sie, wie ma­chen Sie das mit …“ Sei­ne rest­li­chen Wor­te neh­me ich nicht mehr wahr. Die Frau steckt mein Buch in ih­re Ta­sche. Wen­det sich ab. Geht. Wird schnel­ler. Ich sprin­ge auf den Gang, las­se mei­nen Ge­sprächs­part­ner ver­wirrt zu­rück, be­gin­ne zu ren­nen. Kurz be­vor sie im Men­schen­ge­wirr un­ter­tau­chen kann, ha­be ich sie ein­ge­holt, tip­pe ihr auf die Schul­ter und be­mer­ke, dass sie für das Buch zah­len müs­se. „Ach­so, das wuss­te ich nicht.“

Wei­ter mit mei­nen Er­leb­nis­sen geht es in Teil 2 mei­nes Blogbeitrags …