Die Thüringen Ausstellung ist die größte Messe Thüringens. Jedes Jahr kommen rund 70.000 Besucher, um mit Unternehmern verschiedenster Branchen ins Gespräch zu kommen. So waren beispielsweise der Bundestag, Parteien, lokale Gastronomien, Fitnessstudios, Polizei und ich als Autorin vertreten.
Meine Erfahrungen als Ausstellerin möchte ich in diesem Blogbeitrag mit euch teilen. Alle Erlebnisse und Gespräche beruhen auf wahren Begebenheiten und ich bemühe mich, diese so gut wie möglich zu reproduzieren. Namen von Personen werden aus Datenschutzgründen nicht genannt. Viel Spaß beim Lesen!
Meine Aufregung steigert sich ins Unermessliche. Um 9 Uhr soll der Aufbau für meinen ersten Messetag beginnen, allerdings zeigt das Navigationsgerät als Ankunftszeit 9:20 an. Nervös trommele ich mit den Fingern gegen die Autotür. Nachdem einige Straßen gesperrt worden waren, musste ich einen Umweg nehmen und dadurch ging wertvolle Zeit verloren. Zeit, die ich eigentlich für den Aufbau gebraucht hätte. Ja, hätte. In Gedanken hänge ich an den Gegenständen, die ich im Kofferraum deponiert habe: Roll-Up, Lesezeichen, Bücher, Snacks … Wie lange ich wohl für den Aufbau brauche? Werde ich es bis 10 Uhr schaffen? Ich hoffe es … hoffe … hoffe … und verliere prompt einen Teil dieser Hoffnung, als weitere Minuten durch die Parkplatzsuche verloren gehen.
Hektisch springe ich schließlich aus dem Auto, brauche einen Moment, um mich zu orientieren, suche den Bollerwagen, der für mich bereitstehen soll, finde ihn nicht, telefoniere mit dem Leiter meines Standes, finde den Bollerwagen mitsamt Leiter, lade schnell alles aus dem Kofferraum aus – 9:30 –, eile zum Stand, Aufbau – 9:40 – weitere Hektik, Tische, die verrutscht werden – 9:50 – ein Sprint zur Messeinformation, um Organisatorisches zu klären – 9:55 – einige letzte Optimierungen am Stand – 10 Uhr. Fertig. Der Stand ist fertig. Genauso wie ich. Der Messetag hat noch nicht begonnen und ich stehe schwer atmend und erschöpft neben meinen Bücherregalen.
Ich bin kaum zur Ruhe gekommen, als auch schon die ersten Besucher an mir vorbeischlendern. Ich stelle mich neben mein Roll-Up, lächle, wünsche einen guten Morgen, die Besucher kommen interessiert näher – eine Thrillerautorin ist ein seltener Anblick auf der Thüringen Ausstellung. „Sie schreiben Bücher?“, fragt einer der Besucher. Mit dieser Frage beginnt ein Messetag, der an abenteuerlichen Begegnungen nicht zu übertreffen ist.
Besucher kommen und gehen, ein endloser Strom, der sich durch die Gänge schiebt. „Ich kenne Sie!“, ruft ein älterer Herr plötzlich und deutet auf mich. „Ja, Sie … hm … Sie waren im Fernsehen!“ Im Fernsehen? Ich lache. „Schön wärs …“ „Hm, nein doch nicht … vielleicht … Zeitung! Genau, die Zeitung wars!“ Zeitung? Schon wahrscheinlicher. „Ja, das kann sein“, antworte ich. Der Mann ist sichtlich begeistert, stellt sich neben mich. Ein Handy wird gezückt. Ein Foto wird gemacht. „Danke, schönen Tag noch!“
Eine ältere, unscheinbare Frau nähert sich, deutet auf mein Buch. „Wie viele Leichen?“ „Ich hab aufgehört mitzuzählen“, antworte ich wahrheitsgemäß. Sie lacht, ruft begeistert: „So solls sein!“ und beschließt, mal nachzuzählen. Mit meinem Buch in der Hand geht sie glücklich ihres Weges.
„Sind Sie ein mutiger Leser und haben Lust auf einen brutalen Thriller?“, spreche ich einen männlichen Besucher an, da er aussieht, als sei er ein mutiger Leser, der Lust auf brutale Thriller hat. Er nickt, bestätigt meine Einschätzung. „Ja schon.“ Mustert mich von oben bis unten. „Es ist nur … Sie sind eine Frau. Frauen können nicht brutal schreiben.“ „Lassen Sie sich eines besseren belehren“, erwidere ich freundlich. „Ne, ne, Frauen können das einfach nicht.“ Er geht weiter.
„Worum geht’s denn da?“, fragt eine Frau, nimmt mein Buch und liest den Klappentext. „Oh, das klingt ja düster!“ „Das klingt nicht nur düster, das ist düster“, sage ich. Sie mustert mich mit kritischem Blick. „Hatten Sie etwa eine schlechte Kindheit?“ Ich schmunzele. „Nein, ganz im Gegenteil.“ „Aber irgendwoher muss das doch kommen …“ „Ich bin Psychologin.“ „Achso.“ Wir lachen. Sie kauft ein Buch.
„Und das ist Ihre Visitenkarte?“ Ein junger Mann dreht meine Visitenkarte herum. Ich nicke. Er kuckt kritisch, liest den Text darauf. „Oh“, sagt er – sichtlich enttäuscht. „Da steht ja gar nicht ihre Nummer drauf.“ Ich lächle ihn freundlich an. „Nein.“ „Schade. Haben Sie denn eigentlich einen Freund?“
„Das ist ja spannend, hier eine Autorin zu treffen!“, ruft ein älterer Mann. Ich nicke, freue mich darüber, dass er sich freut. Wir kommen ins Gespräch. Aus den Augenwinkeln sehe ich eine Frau auf meinen Stand zugehen. Sie nimmt ein Buch.
„Wann haben Sie denn angefangen zu schreiben?“, fragt mich der ältere Mann. „Mit acht Jahren.“ Die Frau kuckt sich den Klappentext an. „Da hab ich eine Geschichte über Dinos geschrieben.“ Mein Gesprächspartner ist sichtlich beeindruckt. „Da haben Sie aber früh angefangen! Und sagen Sie, wie machen Sie das mit …“ Seine restlichen Worte nehme ich nicht mehr wahr. Die Frau steckt mein Buch in ihre Tasche. Wendet sich ab. Geht. Wird schneller. Ich springe auf den Gang, lasse meinen Gesprächspartner verwirrt zurück, beginne zu rennen. Kurz bevor sie im Menschengewirr untertauchen kann, habe ich sie eingeholt, tippe ihr auf die Schulter und bemerke, dass sie für das Buch zahlen müsse. „Achso, das wusste ich nicht.“
Weiter mit meinen Erlebnissen geht es in Teil 2 meines Blogbeitrags …