„Wie viel soll das denn kosten?“ Ein Ehepaar steht vor mir. Die Frau deutet auf ein Taschenbuch. Ich nenne den Preis. „Hm … und billiger gibt’s das nicht?“ „Ich hätte hier ein Mängelexemplar, das ist günstiger.“ „Wie viel?“ Ich nenne den reduzierten Preis. „Hm … und billiger geht’s nicht?“, wiederholt sie. „Nein.“ „Für zwei Euro würd ichs nehmen.“ Ich atme tief durch, erwidere: „Nein, wirklich nicht.“ „Schade.“
„Sie waren erst 17, als Sie Ihr Buch angefangen haben zu schreiben?“ Ein Mann steht interessiert vor mir. „Ja genau“, antworte ich erfreut. „Woher wissen Sie das?“ „Bin hier schon vorhin mal vorbeigelaufen und hab Sie dann gegoogelt.“
„Oha. Dann sind Sie ja jetzt gut informiert.“ „Auf jeden Fall! Und Thriller find ich ja auch total spannend, ich denke …“ Aus dem Augenwinkel sehe ich einen großen, elegant gekleideten Mann näherkommen. Während er mit langen, zielsicheren Schritten auf mich zukommt, machen ihm die Leute Platz, tuscheln, zücken ihre Handys. Noch bevor ich sein Gesicht erkenne, weiß ich, wer er ist: der Wirtschaftsminister. Sofort tritt mein bisheriger Gesprächspartner einen Schritt zurück, damit mich der Minister mit Handschlag begrüßen kann. Während wir reden, wuseln Reporter und Journalisten um uns herum, schießen Fotos aus allen Richtungen. Der Minister ist interessiert, blättert in meinem Buch, fragt, woher ich meine Ideen nehme. Ich freue mich über sein Interesse und beantworte jede Frage. Zum Schluss spielen wir eine Runde Tischkicker. Rundum ein super spannendes Treffen, das mir riesig Spaß gemacht hat!
Eine ältere Frau schlurft langsam an den Messeständen vorbei, kuckt ganz genau auf jede Ablagefläche. Bei meinem Nachbarstand stopft sie fünf Flyer in ihre berstend volle Tasche, die sie kurz zuvor vom Bundeswehrstand mitgenommen hat. Schließlich kommt sie bei mir an, nimmt sich einen Stapel Lesezeichen, zwei Visitenkarten, eine Handvoll Snacks und greift schließlich nach dem Kugelschreiber, mit dem ich meine Bücher signiere. Ich bin schneller, kucke sie entschuldigend an. Sie zuckt mit den Schultern. „Achso, dachte, das kann man mitnehmen.“ Während sie weiterzieht, hängt mein Blick an ihrer Tasche, aus der ein Lesezeichen auf den Boden fällt.
„Brutal, schonungslos, düster“, wiederholt ein Mann meine Worte. „Das klingt schon echt gut.“ Er überlegt. „Das Buch werd ich kaufen, bitte mit Signatur.“ „Aber natürlich!“ Während ich eine persönliche Widmung schreibe, redet er weiter: „Und Sie sind Psychologin, sagten Sie gerade?“ „Ja genau.“ „Ich bin ja auch bei einer Therapeutin.“ „Mhm.“ „Aber mit der versteh ich mich nicht gut.“ Ich schaue auf. „Mhm.“ Er lächelt, kommt einen Schritt näher. „Mit Ihnen würde ich mich bestimmt besser verstehen.“ „Hm …“ „Haben Sie noch Plätze frei?“
„Frauensache“, liest ein älterer Herr den Schriftzug auf dem Roll-Up meiner Standpartnerin laut vor.
„Hm“, brummt er und bleibt aus irgendeinem Grund nicht vor meiner Standpartnerin, sondern vor mir stehen. „Es gibt ja die Frauen und es gibt die Männer.“ „Ja, die gibt es“, erwidere ich, weil es tatsächlich Frauen und Männer auf der Welt gibt. „Aber Sie …“, fügt er hinzu und richtet den Zeigefinger anklagend auf mich. „Sie jungen Leute denken doch alle, dass es auch diese Zwitter gibt.“ Ich hebe eine Augenbraue. Wie bitte? „Ja! Sie gendern doch alle. Aber diese Zwitter, die gibt’s nicht! Das ist doch so ein Schwachsinn, Männlein oder Weiblein, so einfach ist das!“ Ich atme tief durch, setze zu einer Antwort an, besinne mich jedoch eines besseren und wünsche dem älteren Herrn lediglich noch einen schönen Tag.
„Ich hab Ihr Buch schonmal gesehen!“, ruft eine junge Frau. „Das ist ja schön!“, rufe ich zurück. „Ja, wirklich! Hat mich schon damals interessiert!“, ruft sie. „Wie cool!“, rufe ich. „Richtig toll, Sie jetzt hier persönlich zu treffen, können wir ein Foto machen?!“ „Aber gern!“ Die junge Frau ist nun um ein Foto und ein signiertes Buch reicher.
Viele weitere spannende, komische, lustige, informative und interessante Gespräche später endet der Messetag. Musik schallt durch die Halle, die letzten Minuten verstreichen. Es ist 20 Uhr. Gemeinsam mit den anderen Ausstellern packe ich meine Sachen zusammen, wünsche allen eine weitere schöne Zeit auf der Messe und fahre vollkommen überwältigt von all den Eindrücken, die ich sammeln durfte, nach Hause.
Zum Schluss möchte ich noch einigen Personen danken: dem ThEx Team mit Nadja, Julia, Dan und Anita, das mir meine beiden Messetage ermöglicht hat, meinen wunderbaren Mitausstellerinnen Alina, Anna-Maria und Christine und meinen Standnachbarn, insbesondere dem sympathischen Herrn vom Bundestag, der mir stets Kaffee brachte, wenn ich ihn am nötigsten hatte, dem freundlichen Herrn, der mit seiner Frau Wasserfilteranlagen verkaufte, und der immer für ein witziges Gespräch zu haben war, dem lustigen Herrn, der gegenüber Wein und Whiskey verkaufte und mich mit Alkohol versorgte (sein Butter Whiskey ist sehr zu empfehlen) und meinem Fahrerteam, das mich zielsicher zur Messe und wieder zurück nach Hause brachte.
DANKE!